Was haben ein Vanillepudding, ein Friesengeist und ein Koffer voller Geschichten gemeinsam?
Sie alle waren schon Teil meiner Zeremonien. Und das ist kein Witz.
Als freie Rednerin für Lebensfeiern, Hochzeiten, Trauerfeiern und manchmal auch für alles dazwischen, glaube ich: Rituale sind die Anker, wenn das Leben schwankt. Sie geben uns etwas zu tun, wenn uns die Worte fehlen. Sie verbinden Menschen, wenn der Kopf noch nicht hinterherkommt. Und sie bleiben im Herzen, wenn der Tag vorbei ist.
Warum Rituale heute wichtiger sind denn je
Wir leben in einer Zeit, in der vieles individuell und gleichzeitig ganz schnell ist. Standardisierte Abläufe passen nicht mehr zu allen Menschen. Gerade in Kirche oder Amt erleben viele: Das, was da passiert, ist gut gemeint – aber es hat mit uns nichts zu tun.
Freie Feiern bieten Raum für Rituale, die wirklich passen. Und damit meine ich nicht nur symbolische Handlungen, sondern Momente mit Bedeutung.
Die Sache mit dem Vanillepudding ist da ein gutes Beispiel.
Der Seelentröster aus der Tüte
Eine alte Dame mit einem Leben voller Brücken und Erinnerungen. Im Trauergespräch erzählt mir die Enkelin: „Oma hat immer Dr. Oetker Vanillepudding gemacht. Schon früher im Auffanglager nach dem Krieg war das für sie wie ein Stück Glück.“
Später wurde er ihr kulinarisches Markenzeichen. Der Vanillepudding zog sich durch ihr Leben wie ein goldenes Band.
Und so standen wir am Grab. Die Familie hatte sich verabschiedet. Der Bestatter war schon gegangen. Ich hatte für jede Person einen kleinen „Seelentröster“ eingepackt – Vanillepudding in der Tüte.
Ich riss die Tüte auf, schüttete das Puddingpulver ins Grab und jemand flüsterte verschworen: „Ja! Geben wir ihr noch einen mit.“
Und so bekam die Verstorbene ihren letzten Vanillepudding. Und alle anderen ein verschmitztes, liebevolles Lächeln, das den Schmerz für einen Moment trug.
Gemeinsam Schnaps trinken. Und Abschied nehmen.
Bei einem anderen Abschied ging es um Friesengeist. Ein junger Mann, viel zu früh verstorben. Die Familie erzählte mir: „Bei jedem schlimmen und bei jedem schönen Anlass haben wir gemeinsam Friesengeist getrunken.“
Am Grab öffnete ich meine Kühltasche, holte kleine Pinneken heraus. Alle, wirklich alle, hielten die kleinen Fläschchen in der Hand. Die Hälfte ging ins Grab. Die andere Hälfte ins Herz. Niemand war allein.
Was macht eigentlich eine freie Rednerin?
- Zuhörerin mit Notizbuch
- Atmosphärenübersetzerin
- Geschichtenordnerin
- Ritualfinderin mit leichtem Hang zu Pudding und Schnaps – rein beruflich natürlich! 😉
Ich schreibe Reden, die zu den Menschen passen. Ob Hochzeit, Abschied, Kinderwillkommensfest oder ein Jubiläum: Es geht immer um Verwandlungsmomente. Um Zeiten im Leben, in denen etwas endet, beginnt oder sich verschiebt. Und genau da hilft Sprache. Und eben auch: ein Ritual.
Rituale als Anker
Ein Ritual ist kein Hokuspokus. Es ist eine Handlung mit Bedeutung. Ein Bild zum Festhalten. Eine kleine Inszenierung mit großer Wirkung.
Für mich bedeuten Rituale:
- einen Anker zu haben, wenn alles ins Schwanken gerät
- eine Handlung, die Bedeutung trägt
- ein Moment, in dem man nicht nur zuhört, sondern mitfühlt
Ob das das gemeinsame Anzünden einer Kerze ist, das Falten eines Bootes, das Mitgeben eines Gegenstands oder ein Lied: Wenn es zum Menschen passt, wird es kraftvoll. Und das kann etwas ganz kleines sein – manchmal auch nur ein Gegenstand, den man mitgibt nach Hause. Zum Festhalten und Erinnern …
Und was feiern wir eigentlich?
Nicht nur Hochzeiten. Nicht nur Trauerfeiern. Sondern:
- Kinder, die willkommen geheißen werden
- Paare, die ohne Kirche Ja sagen wollen
- Abschiede, die nicht anonym sein sollen
- Geburtstage, die mehr sind als ein Kaffeekranz
- Dienstjubiläen
- Erneuerung von Eheversprechen
- Silber-/ Gold-/ oder diamantene Hochzeit
- Tier-Abschiede
- Neubeginne nach Trennung, Krankheit oder Lebensumbruch
Feiern mit Sinn meint: dem Leben Raum geben, wie es ist. Nicht glatt, nicht standardisiert, sondern mit Ecken, Eigenheiten und Herz.
Vor allem aber: das Leben zu feiern – und warum nicht mal eine Rede, wenn sie noch alle hören können …
Der Koffer voller Geschichten
Mein inneres Bild für meine Arbeit ist ein Koffer voller Geschichten. In ihm sind:
- Eigenheiten
- Lieblingssätze
- alte Marotten
- Lieder, Gerüche, Gesten
Und wenn man diesen Koffer öffnet, dann wird aus einer Feier eine Erinnerung. Aus einem Ritual ein Anker. Und aus Worten wird ein Moment, den man mitnimmt.
Ich scheue mich dabei vor nichts. Wenn es zu eurem Lieblingsmenschen gehörte, dann fallen in der Friedhofskapelle auch schonmal Kraftausdrucke – aber sprachlich immer so sensibel verpackt, dass rüber kommt, warum es wichtig ist, davon zu erzählen.
Zum Schluss
Ich habe nichts gegen die Kirche. Im Gegenteil.
Aber ich glaube, dass Rituale dann am stärksten sind, wenn sie aus dem Leben selbst kommen. Wenn sie nicht abgehoben oder aufgezwungen sind, sondern leise, warm, passend. Wenn sie ein Lächeln auf ein Gesicht zaubern, das gerade noch geweint hat.
Wenn du eine Feier gestalten willst, die zu deinem Leben passt – dann bin ich da.
Mit offenen Ohren, einem Koffer voller Geschichten und vielleicht auch einem Vanillepudding in der Tasche.
Wusstet ihr schon, dass ihr auch beides miteinander kombinieren könnt: also z. B. Pastor:in, Priester oder Pfarrer:in mit einer Freien Rednerin? Ich glaube fest daran, dass nichts unmöglich ist, wenn wir nur miteinander sprechen.
Eure Freie Rednerin für Rituale und Feiern in Bielefeld, Gütersloh, Paderborn und darüber hinaus …
Andrea